08.12.2015
   

Ablenkung im Straßenverkehr

Gefährliche Routine

Handy am Steuer

Nur mal schnell eine Nachricht abschicken oder eine Notiz verfassen? Im Straßenverkehr wird Ablenkung als Unfallursache häufig unterschätzt. Und dabei geht es nicht mehr nur um textende Autofahrer.

Von Adele Moser/SP-X

Seit einigen Jahren widmet sich die Unfallforschung zunehmend dem Thema Ablenkung. Schätzungen zufolge spielt diese mindestens bei jedem zehnten Unfall eine Rolle. Deshalb wollen Pädagogen "Ablenkung" als Unfallursache in die statistische Erfassung aufnehmen lassen und das Thema zudem auch in die Führerscheinprüfung integrieren.

Ein Blick aufs Smartphone-Display, ein Schluck aus der Wasserflasche, schnell mal was von der Rückbank fischen - es braucht wenig, um sich vom Lenken ablenken zu lassen. Wenn die Konzentration jedoch nicht auf den Verkehr gerichtet ist, kann das verheerende Folgen haben, wie sich etwa anhand des Bremsweges aufzeigen lässt. Wer mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h unterwegs und nur eine Sekunde unaufmerksam ist, legt einen Blindflug von 14 Metern zurück.

Wie häufig Unaufmerksamkeit der Grund für einen Unfall ist, lässt sich allerdings zurzeit nicht exakt erfassen, weil rein verkehrsrechtlich die Unfallursache „Ablenkung“  gar nicht existiert. Und da natürlich niemand offen zugibt, dass er mit dem Smartphone beschäftigt war und deshalb von der Straße abgekommen ist, wird dann meist "nicht angepasste Geschwindigkeit" von der Polizei als Unfall-Ursache eingetragen.

Nicht geregelt ist das Thema Ablenkung auch in der deutschen Fahrausbildung. In Österreich ist es beispielsweise üblich, dass Fahranfänger sich durchschnittlich neun Monate nach dem Führerscheinerwerb in kleinen Gruppen über ihre Erfahrungen austauschen. Dabei ergab eine Umfrage unter 2.130 Teilnehmern, dass über sechs Prozent schon einen Unfall durch Ablenkung verursacht haben. Einen Beinahe-Unfall durch Ablenkung hatten fast 20 Prozent. Laut dem Verkehrspsychologen Gregor Bartl ist das Telefon mit über 35 Prozent der Hauptgrund für Ablenkung. Er fordert eine standardisierte europaweite Erfassung der Unfallursachen und zudem entsprechende Aufgaben in der Fahrausbildung und -prüfung.

Doch warum lässt man sich eigentlich im Straßenverkehr ablenken? Nach Meinung von Bartl ist das Autofahren eine Routineaufgabe. Deshalb fühlen wir uns im Auto sicher, führen Telefonate, tippen Ziele ins Navigationsgerät oder verschicken schnell eine Nachricht. Doch dann kommt die sogenannte Unaufmerksamkeitsblindheit ins Spiel. Hinter diesem sperrigen Wort verbirgt sich die eigentlich einfache Tatsache, dass man selbst sehr wichtige Dinge übersieht, wenn die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet wird.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist der tanzende Affe in einem Video eines Forschungsteams. Es zeigt zwei Basketballmannschaften, die sich einen Ball zuwerfen. Die Testpersonen sollen die Anzahl der Pässe zählen, die sich ein weiß gekleidetes Team zuwirft. In der Mitte des Videos spaziert dann ein Gorilla durchs Bild, der für viele Teilnehmer jedoch unbemerkt bleibt, da sie vollkommen aufs Zählen konzentriert sind. Übertragen auf den Straßenverkehr zeigt dieses Experiment, wie Objekte oder Ereignisse wahrgenommen werden, wenn die Aufmerksamkeit auf etwas anderem liegt – beispielsweise auf dem Telefon, während man auf eine rote Ampel zufährt.

Den Fachleuten ist natürlich bewusst, dass Kommunikation immer und überall passiert und man diese nicht vermeiden sondern nur reduzieren kann. So sollen jugendspezifische Trainings die Ablenkung erlebbar machen und verdeutlichen, wie gefährlich Nebentätigkeiten sind. Ablenkungen sind aber nicht nur ein Problem des Autofahres. Sie betrifft auch Fußgänger, Radfahrer und alle anderen Verkehrsteilnehmer, die unterwegs ein Smartphone oder Navigationssystem nutzen oder auch Kopfhörer aufhaben.


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