22.04.2013
   

Bosch

Parkpilot und Abstandsregler für China

Assistenzsysteme sind auf dem Wachstumsmarkt in China stark gefragt. Gute Aussichten für Bosch.

Es ist die vielleicht größte Ansammlung von Erlkönigen. Auf dem Testgelände des Werkes von Bosch in Suzhou in Ostchina stehen die Prototypen neuer Automodelle gleich reihenweise nebeneinander. Die Karosserien sind mit wilden Mustern überklebt, damit die neu entwickelten Chassis chinesischer und internationaler Autohersteller nicht erkannt werden können. Markenzeichen sind abmontiert. Alles streng geheim. "Fotografieren verboten!", werden werksfremde Besucher aus Angst vor Industriespionage angewiesen.

Ausgestattet mit dem elektronischen Stabilitäts-Programm (ESP) gegen Schleudern, Anti-Blockiersystem (ABS), modernen Parkpiloten oder Abstands- und Geschwindigkeitsreglern rollen die Prototypen auf die Teststrecke. Systeme und Sensoren müssen speziell auf jedes Modell elektronisch eingestellt werden - je nach Größe, Gewicht oder Fahreigenschaften auf unterschiedlichen Straßenbelägen. Mit Wasser bespritzte Kacheln simulieren vereiste Straßen, um in alle Lagen die Rutscheigenschaften zu testen.

"Chinas Autokunden werden anspruchsvoller", sagen die Aussteller auf der internationalen Automesse in Shanghai, die am Wochenende für zehn Tage ihre Pforten geöffnet hat. Mit neuen, immer aufwendigeren Assistenzsystemen umwerben nicht nur internationale, sondern auch chinesische Autobauer die Kunden auf dem größten Kfz-Markt der Welt - und kaufen ihre Teile dafür bei Bosch. Das rasante Wachstum im reich der Mitte bescherte dem großen deutschen Zulieferer seit zehn Jahren durchschnittlich 25 Prozent Wachstum im Jahr.

Nur im vergangenen Jahr stagnierte das China-Geschäft. Ursache war das Auslaufen der 2009 auch in China im Kampf gegen die globale Wirtschaftskrise eingeleiteten Konjunkturprogramme. Dadurch hatte es zuvor noch eine "Explosion" auf den Märkten für schwere Lastwagen und Baumaschinen gegeben, wie Asien-Pazifik-Chef, Uwe Raschke, erklärt. So war die Marktkorrektur unausweichlich. Doch Bosch will jetzt wieder zweistellig wachsen. "2013 erwarten wir wieder beträchtliches Wachstum", sagt Raschke.

Rosige Zeiten versprechen chinesische Autofahrer

Rosige Zeiten versprechen besonders die Hilfen für chinesische Autofahrer. Jedes Jahr kommen 22 Millionen Fahranfänger auf Chinas Straßen. "Schöne Aussichten", freut sich Thomas Elsässer vom Entwicklungszentrum der Suzhou Bosch Automotive Products (RBAC), wo auch Einparkhilfen entwickelt werden. Mehr als die Hälfte der Fahrer räumt in Umfragen ein, Probleme beim Einparken zu haben. "Chinesische Autofahrer sind überhaupt viel empfänglicher für neue Systeme."

Technologie für den boomenden chinesischen Automarkt macht den Löwenanteil von 59 Prozent des China-Geschäfts aus. Zwar schwächt sich die Konjunktur auch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt etwas ab, aber Peter Löffler, Vizepräsident von Bosch in China, rechnet weiter mit rund 15 Prozent Wachstum im Jahr. Selbst wenn die Wirtschaft nur noch um sieben oder acht Prozent zulege, "werden unsere Märkte überproportional wachsen". "Es muss unser Anspruch sein, zweistellig zu wachsen", gibt er als Ziel vor.

34.000 chinesische Mitarbeiter

Seit 100 Jahren ist Bosch schon in China tätig, auch wenn das Geschäft erst nach Beginn der Reform- und Öffnungspolitik in den 80er Jahren richtig anfing. Heute beschäftigt das Unternehmen 34.000 chinesische Mitarbeiter. "Mann muss hier einen langen Atem haben", findet Löffler. "Es geht um Nachhaltigkeit. Das ist überall in der Welt wichtig, aber hier noch etwas mehr als in Europa."

Kulturell gehen beide Seiten aufeinander zu."Wir sind ein chinesisches Unternehmen, zugleich aber auch deutsch", sagt Löffler. Zehn bis 20 Prozent des Führungspersonals soll deutsch bleiben. "Das ist unsere Zielgröße." Chinesische Führungskräfte werden gefördert, aber auch deutsche Manager sollen China-Erfahrung sammeln. "Mit der wachsenden Bedeutung von China ist das wichtig."

Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz in China schon 41,7 Milliarden Yuan, umgerechnet 5,1 Millionen Euro. Ein Viertel seines weltweiten Geschäfts macht Bosch im Asien-Pazifik-Raum. "Der Anteil steigt", sagt Löffler. Der Anteil Europas von mehr als der Hälfte (2012: 57 Prozent) "nimmt relativ gesehen ab". Bosch produziert aber nicht etwa in China, um niedrige Lohnkosten für den Export zu nutzen. Nein, es gehe darum, nahe am Kunden auf dem Wachstumsmarkt zu sein. Dafür wird jetzt vom wohlhabenden Küstengürtel auch in den Westen expandiert. "Wir folgen unseren Kunden", lautet die Philosophie. (dpa)


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