16.09.2020
   

Länger Grün, freie Kreuzungen

Experten für mehr Fußgängerschutz

Verkehrsexperten fordern mehr Schutz für Fußgänger.

Die einen fahren Auto, andere Bus oder Rad. Doch alle sind immer wieder Fußgänger - und auch da kann es in der Stadt schon mal brenzlig werden. Für mehr Sicherheit beim Zu-Fuß-Gehen gibt es aus Expertensicht dringenden Handlungsbedarf - bei Zebrastreifen, Ampelschaltungen oder freier Sicht an Kreuzungen. "Es ist an der Zeit, dass unser Verkehrssystem den Fußverkehr stärker berücksichtigt und ihm den Raum und den Schutz gibt, den er verdient", sagte der Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, Walter Eichendorf, der Deutschen Presse-Agentur. Vielen sei nicht bewusst, dass lange Zeit pro Jahr mehr Menschen im Fußverkehr starben als im Radverkehr.

"Fußverkehr ist selbstverständlich, aber er ist leider manchmal auch gefährlich", sagte Eichendorf. Laut Statistischem Bundesamt waren im vergangenen Jahr unter insgesamt 3.046 Verkehrstoten 417 Fußgänger. Um Risiken zu entschärfen, empfiehlt der Verkehrssicherheitsrat eine Reihe von Maßnahmen an neuralgischen Stellen des Straßennetzes. Das geht aus einem Papier mit Vorschlägen hervor, das der dpa vorliegt.

Brennpunkt Kreuzungen:
Für eine bessere Sicht von Fußgängern und Autofahrern sollte der Bereich an Kreuzungen ausgeweitet werden, in dem Parken für Autos verboten ist. "Statt der aktuell vorgesehenen acht Meter sollte er mindestens zehn Meter zum Schnittpunkt der Fahrbahnkanten betragen, bei hohen zulässigen Geschwindigkeiten auch mehr", heißt es in dem Papier. Um Kreuzungsbereiche frei zu halten, seien die Kommunen gefordert, falsch parkende Fahrzeuge konsequent abzuschleppen. Es könnten auch Poller und Fahrradbügel aufgestellt werden.

Brennpunkt Querungen:
Um sicherer über die Straße zu kommen, könnten mehr Mittelinseln auf Fahrbahnen helfen - und Fußgängerampeln, bei denen man Grün per Knopfdruck anfordern kann. Zebrastreifen sollten generell leichter einzurichten sein. Und zwar schon vorsorglich, ehe es auffällig viele Unfälle gibt. Derzeit seien die Anforderungen für Behörden hoch, eine Gefahrensituation oder starkes Verkehrsaufkommen nachzuweisen. Teils müssten erst Verkehrszählungen oder Gutachten her. Das mache es für Kommunen schwer, von vornherein ein Netz mit durchgängigen sicheren Gehverbindungen zu planen.

Brennpunkt Ampeln I:
Ampeln sorgen für Klarheit an Kreuzungen, es kommt aber auf die Schaltung an. Für abbiegende Autos und geradeaus führenden Fuß- und Radverkehr sollte es häufiger komplett getrennte Ampelphasen geben, raten die Sicherheitsexperten: also Fußgänger und Radler bekommen Grün - und erst wenn sie wieder Rot haben, kriegen rechts abbiegende Autos Grün. Sinnvoll und gerechtfertigt sei das vor allem an Kreuzungen mit einem hohen Aufkommen an Fußgängern und Radlern. Ein kleiner Vorlauf, dass Fußgänger und Radler etwas früher grün bekommen als abbiegende Fahrzeuge, entspreche schon jetzt dem Regelwerk. Leider werde dies aber nicht immer berücksichtigt.

Brennpunkt Ampeln II:
Eine wichtige Stellschraube ist, wie lange Fußgängerampeln überhaupt Grün zeigen. Die Experten fordern, diese Phasen auszudehnen, um die Straße bei Grün wirklich überqueren zu können. Und nicht nur - wie es die Regeln fordern - bis mindestens zur Straßenmitte zu kommen und die restlichen Schritte dann bei Rot zu gehen. Nicht nötig sollte es sein, bei breiteren Straßen auf Mittelinseln noch mal an einer Ampel auf Grün zu warten.

Dafür müsse die für Ampeln angenommene Gehgeschwindigkeit auf den Prüfstand. In der Regel werden 1,20 Meter pro Sekunde angesetzt. Höchstens können es 1,50 Meter pro Sekunde sein. Mehr als 70 Prozent der Fußgänger seien aber langsamer unterwegs, analysierte die Bundesanstalt für Straßenwesen schon 2013. Sie empfiehlt ein geringeres Tempo von 0,80 Metern bis 1,20 Metern pro Sekunde. Nicht berücksichtigt seien bisher auch zwei bis drei Sekunden Reaktionszeit vorm Losgehen. Das Gehtempo sollte so angesetzt werden, dass möglichst alle in der Grünphase über die Straße kommen - nicht nur junge und gesunde Menschen, heißt es beim Verkehrssicherheitsrat. (dpa)


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